Raffaele Sanzio da Urbino – Der Madonnen-Maler der Hochrenaissance
Raffaello Sanzio (6.4. oder 28.3.1483 in Urbino – 6.4.1520 in Rom) ist als Maler und Architekt einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance.
Selbstporträt von 1506, Quelle: Wikipedia
Seinen ersten Malunterricht erhielt er der Legende nach bei seinem Vater, dem Maler Giovanni Santi. 1494 ging Raffael nach Perugia und sein Lehrmeister wurde Pietro Vanucci genannt Perugino. Seine Begabung war so groß, dass es schon nach kurzer Zeit nicht mehr möglich war, seine Bilder von denen seines Lehrers zu unterscheiden. Schon im Alter von 17 Jahren unterschrieb er einen Vertrag zur Ausmalung einer Kapelle als “magister”, so groß war damals schon sein Ansehen.
Selbstporträt von 1506, Quelle: Wikipedia
1502/03 schuf Raffael sein erstes großes eigenständiges Gemälde: die Londoner Kreuzigung. Fast gleichzeitig entstand für die Kirche San Francesco in Perugia die “Incoronazione della Vergine”, die heute in der Pinacoteca Vaticana in Rom zu sehen ist. Beide Bilder lehnen sich eng an Werke seines Lehrers an. Mit der “Sposalizio della Vergine” von 1504 setzte er sich deutlich von seinem Lehrer ab.
Im selben Jahr ging Raffael nach Florenz, wo die Werke von Michelangelo und Leonardo da Vinci großen Eindruck auf den jungen Maler machten. Dort begann er auch, seine noch heute berühmten Madonnenbilder zu malen. Ab 1506 stand er stark unter dem Einfluss von Fra Bartolomeo bei der Konzeption seiner Gruppenbilder, die trotz strenger Symmetrie sehr bewegt sind.
1508 ging Raffael nach Rom. Dort arbeitete er mit Michelangelo und dem Baumeister Bramante zusammen, der mit dem Neubau von St. Peter beauftragt war. In der Zeit erhielt Raffael auch viele Aufträge für Porträts, zu seinen Auftraggebern gehörten auch die Päpste Julius II. und Leo X. Zwischen 1509 und 1517 entstanden seine berühmtesten Werke im Apostolischen Palast: die monumentalen Wandgemälde des “Parnass”, der “Disputa del Sacramento”, die “Schule von Athen” und die “Messe von Bolsano”. Diese sog. “Stanzen” (ital.: stanza = Gemach) werden als absolute Meisterwerke der Hochrenaissance angesehen. 1512 schuf Raffael auch seine berühmte “Sixtinische Madonna” für die Kirche San Sisto in Piacenza, die man heute in der Dresdner Gemäldegalerie Alter Meister bewundern kann.
1514 wurde Raffael nach Bramantes Tod zum Ersten Architekten und Bauleiter von St. Peter ernannt, doch zu seinen Lebzeiten entstand nur der Unterbau des neuen Domes. Neben seiner Arbeit als Architekt baute er seine Malerwerkstatt aus, viele seiner späten Werke wurden von seinen Schülern vollendet, so auch die Ausmalung der “Sala di Costantino” im Vatikanischen Palast. Sein letztes Meisterwerk, das er weitgehend eigenhändig malte, war die “Verklärung Christi” oder “Trasfigurazione”, die sich heute in der Vatikanischen Pinakothek befindet.
Raffael blieb unverheiratet, war aber lange mit Maria da Bibbiena verlobt, einer Nichte des Kardinals Bernardo Dovizi da Bibbiena. Seine Geliebte Margherita Luti, genannt La Fornarina, Tochter eines Bäckers, hat er in mehreren Gemälden dargestellt.
Raffael starb am 6. April 1520 im Alter von 37 Jahren, die Todesursache ist bis heute umstritten. Er wurde auf eigenen Wunsch im Pantheon in einem antiken Sarkophag bestattet. Auf dem kann man auch heute noch oft eine Rose finden als Hommage an einen großen Künstler.
Für Raffael besaß Kunst vor allem einen ästhetischen Wert. Nur sie ist imstande, die Schönheit ganz zu offenbaren und sie durch die Erfahrungen des Künstlers zu verwirklichen.
(Heidemarie Zentgraf)
Mehr über Raffael gibt es auf S. 3 zu lesen und im Vortrag von Richard-Konstantin Blasy am 13.11.20 zu hören.