Piccolo Sicilia – Eine Buchvorstellung
Einige von Ihnen kennen vielleicht den Roman „Bella Germania“ oder haben die Verfilmung des Buches kürzlich als Mehrteiler im ZDF gesehen. Mir hat beides sehr gut gefallen, Buch und auch der Film. Der Autor Daniel Speck hat nun einen weiteren Roman mit dem Titel „Piccola Sicilia“ veröffentlicht, der im Herbst des letzten Jahres erschienen ist.
Mit Piccola Sicilia ist das italienische Viertel der tunesischen Hauptstadt Tunis gemeint. Heute würde man es vielleicht „Little Italy“ nennen. Denn schließlich beträgt die Entfernung zwischen Sizilien und Tunis ja auch nur 150 km.
Im Jahr 1943 leben in der farbenfrohen Stadt am Mittelmeer Menschen aus verschiedenen Ländern, neben Nordafrikanern, Italienern, Franzosen, Maltesern u.a. in ihren unterschiedlichen Religionen friedlich mit- und nebeneinander, Muslime, Juden und Christen. Dieser Frieden wird gestört, als deutsche Truppen im 2. Weltkrieg Nordafrika besetzen. Unter ihnen ist auch der junge Soldat Moritz aus Berlin.
Zu Beginn des Romans reist die Archäologin Nina, die im heutigen Berlin lebt, nach Sizilien. Dort im Mittelmeer soll ein Flugzeug, eine Ju 52, geborgen werden, mit der ihr verschollener Großvater Moritz abgestürzt ist. Um den vermissten Großvater wurde in Ninas Familie immer ein großes Geheimnis gemacht.
Nun will sich Nina auf Spurensuche begeben. In Marsala lernt sie Joelle kennen, eine Frau in den Siebzigern, die in Haifa lebt. Bald wird klar, dass Joelle in Verbindung zu Ninas Großvater steht, ja sie behauptet, seine Tochter zu sein. Moritz sei nicht verschollen, sondern lebte während des Krieges und danach mit Yasmina zusammen, der Mutter von Joelle.
Es ist die Geschichte dreier Frauen, aus drei Generationen, aus drei Ländern und drei Kulturen, es geht um Liebe, um Mut und das Überleben in äußerst schwierigen Zeiten. Der Leser erfährt viel über historische Zusammenhänge und auch über die unterschiedlichen Kulturen in Nordafrika.
Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit, die Handlung ist ziemlich komplex, bewegend und regt sehr zum Nachdenken an. Mir gefällt der Schreibstil von Daniel Speck, Landschaften und Begebenheiten werden gefühlvoll beschrieben, manchmal voller Poesie. Aber es ist kein heiteres Buch.
Daniel Speck wurde 1969 in München geboren, studierte Filmgeschichte in München und Rom, wo er auch einige Jahre lebte. Zu dem Film „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, schrieb er das Drehbuch.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, auch wenn es zum Ende hin etwas langatmig wird.
Der Roman „Piccola Sicilia“ ist im Fischer Verlag erschienen, umfasst 621 Seiten und kostet 16,99€.
(Cornelia Graen)