Römische Legionen in Hannover-Wilkenburg? Wir wollen mehr wissen!
Es war schon eine kleine Sensation, als vor gut drei Jahren Repräsentanten des Nds. Landesamtes für Denkmalpflege kleinlaut einräumen mussten, dass Hobby-Luftbild-Archäologen ein vermeintliches römisches Legionslager (30 Hektar groß, 500 x 600 m) mit seinen typisch abgerundeten Eckbegrenzungen identifiziert hatten. Probegrabungen bestätigten die Vermutungen. Es wäre das einzige bekannte nicht überbaute Marschlager nördlich des Limes und zugleich das nördlichste in Deutschland – und außerordentlich fundreich. Bisher schenkte man den Schriftquellen (insbes. Velleius Paterculus 2,104) keinen Glauben, dass ein sog. ‚bellum immensum‘ (gewaltiger Krieg) 1 bis 5 n.Chr. überhaupt stattgefunden habe. Nun verdichten sich die Indizien, dass Feldherr Tiberius – der nachmalige im Lukasevangelium erwähnte römische Kaiser – möglicherweise drei Legionen (mit Hilfstruppen über 20.000 Mann) im Rahmen dieses bellum immensum von Norden (!) über die Weser und Elbe Richtung Südwesten bis Hannover führte (Wiegels; Hagemann/Lehmann/Haßmann). Nach dem Auffinden des Standlagers bei Hedemünden und dem Schlachtfeld vom Harzhorn wäre das der dritte bedeutsame Grabungsbeleg für großräumiges und langandauerndes Engagement des Imperiums weit ab von den Reichsgrenzen im sog. ‚Freien Germanien‘ unweit Hildesheims.
Damit fällt neues Licht auf das vor 150 Jahren bei Schanzarbeiten preußischer Soldaten am Galgenberg entdeckte römische Gastmahlservice. Sollte das Tafelsilber tatsächlich zum Repräsentationsbestand eines tiberianischen Militärtribunen gehört haben, der es in akuter Bedrängnis während einer Auseinandersetzung mit den ortsansässigen Cherusker-sippen in aller Eile vergraben ließ und an seiner Rückkehr ungeplant gehindert wurde?
Auf jeden Fall müsste die Archäologie eine reale Chance erhalten, das Wilkenburger Areal systematisch flächendeckend zu erkunden. Dies Ansinnen ist leider gefährdet, weil Kiesabbau droht, der das gesamte potentielle Grabungsgelände vernichten würde. Im Rahmen des beantragten Abbaus fehlen dazu nur noch letzte Entscheidungen.
Aber hier könnte eine Petitionsinitiative ‚Kultur bergen, statt Kies schürfen‘ Abhilfe schaffen. Sie setzt sich für den Erhalt historischer Kulturgüter von europäischem Rang ein, indem der projektierte Kiesabbau zumindest aufgeschoben wird. Rein pekuniäre Zielsetzungen rauben der Kultur den Boden, auf dem sie gedeiht und die Luft, in der sie atmet. Wer an diesem Ort Kies abbaut, vernichtet Kulturgüter für immer.
Wer sich stattdessen für die Bergung jener Kulturgüter in Wilkenburg/Hemmingen ein-setzen möchte, kann dies direkt auf der angegeben Seite tun, dort ist die Möglichkeit der elektronischen Mitzeichnung gegeben.
https://www.navo.niedersachsen.de/navo2/portal/nipetition/4831/nipetm2petition/edit?id=13
Bitte den Link auch an Freunde und Bekannte im Bundesgebiet weitergeben – jede Unterschrift zählt bis zum 15. März 2019. Danke!
Mit freundlichem Gruß
(Werner Dicke & Kristina Osmers, Hildesheim)