Matera – Kulturhauptstadt Europas 2019

Matera – Kulturhauptstadt Europas 2019

Am 17.10.2014 wurde Matera, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz in Süditalien (Basilicata), zur 1. Kulturhauptstadt Europas in Süditalien ernannt. Da die Gegend nachweislich schon seit der Jungsteinzeit besiedelt ist, kann Matera als eine der ältesten Städte der Welt gelten. 1043 wurde der Ort von den Normannen erobert und gelangte zu beträchtlichem Reichtum. Diese Blütezeit setzte sich unter den lang anhaltenden Regierungen der Staufer und Anjou fort. 1270 wurde die Kathedrale von Matera fertiggestellt. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt von lokalen Adligen beherrscht und erlebte Rivalitäten und Machtkämpfe. 1806 wurde Matera Hauptstadt der Basilicata und nach einer Verwaltungsreform zur Provinzhauptstadt.

Mitte des 20. Jahrhunderts galt es als Kulturschande, dass in Italien Menschen noch ohne Strom und fließendes Wasser in Höhlen lebten. 1948 wohnten in Matera 15.000 Menschen in 3.300 Räumen im Felsen. Carlo Levis Roman „Cristo si è fermato a Eboli“ (Christus kam nur bis Eboli) von 1945 und der gleichnamige Film von Francesco Rosi von 1978, der auch in Matera gedreht wurde, machten die Weltöffent-lichkeit auf die katastrophalen hygienischen Zustände in der Region aufmerksam. So wurden die Bewohner in den 1950er und 1960er Jahren in neue Wohnblocks umgesiedelt und die Höhlen oder „Sassi“ in der Altstadt saniert. Sie bilden heute eine Museumsstadt und ziehen zunehmend Touristen an, auch einige ehemalige Bewohner sind zurückgekehrt, sie wohnen wieder in den sanierten „Sassi“ oder haben dort Bars oder Hotels eingerichtet.

Lange Zeit galt die Region und Stadt als Armenhaus Italiens. Doch 1993 wurden die „Sassi di Matera“, die Wohnhöhlen der Altstadt, die in den steilen Felshängen des Flusstales der Gravina liegen, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Carlo Levi verglich sie mit der trichterförmigen Hölle Dantes in seiner „Divina Comedia“. Aufgrund der malerischen Lage der „Sassi“ wurden hier viele historische Filme gedreht. So entstanden die Szene der Geburt Christi in Pier Paolo Passolinis „Il Vangelo secondo Matteo“ (1964) sowie viele Außenszenen von Mel Gibsons „The Passion of the Christ“ hier in Matera. Dieser Ort wirkt noch heute wie aus der Zeit gefallen.

In Matera gibt es auch mehrere Museen, z.B. das „Museo Archeologico Nazionale Domenico Ridola“ mit archäologischen Exponaten von der Ur- und Frühgeschichte über die antiken Kulturen bis zum Mittelalter. Daneben gibt es ein Museum, das sich altem Handwerk widmet, sowie das „Museo dell’olio di oliva“, das sich mit dem Anbau und der Verarbeitung von Oliven beschäftigt. Sehr interessant sind auch mehrere Felsenkirchen in der Altstadt und das „Castello Tramontano“, das im 16. Jahrhundert von Gian Carlo Tramontano, Graf von Matera, außerhalb der Stadtmauern errichtet wurde. Er wollte die Stadt von dort nicht beschützen, sondern kontrollieren und Steuern eintreiben. Deshalb wurde er 1514 auf offener Straße ermordet und das Castello blieb unvollenet.

Im Jahr 2019 gibt es unzählige Kulturveranstaltungen in der Stadt, dazu gibt es mehr Informationen im Internet auf der Website www.Matera-basilicata2019.it, die man sich auch auf Deutsch ansehen kann.

Und nun ist auch Hildesheim auf dem Weg zur Bewerbung als Kulturhauptstadt 2025. Auf der Website www.hi2025.de können sich alle Interessierten über den Stand der Bewerbung informieren. (Heidemarie Zentgraf)

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