19 Jahre Partnerschaft Hildesheim – Pavia
Oltrepò heißt die Landschaft, die südlich der Hildesheimer Partnerstadt Pavia in der Lombardei liegt. Das heißt „auf der anderen Seite des Po“, denn die Landschaft wird durch Italiens größten Strom von der am Ticino gelegenen Partnerstadt getrennt. Einblicke in Kultur, Geschichte, Natur und Gastronomie dieser Region bekamen die 120 Besucher einer Veranstaltung der Städtepartnerschaft Arbeitskreis Pavia im Hildesheimer Rathaus. Stellvertretender Vorsitzender der Deutsch-Italienischen Gesellschaft, Cavaliere Enzo Iacovozzi, führte die Gäste durch einen Abend, der auch auf das bevorstehende 20-jährige Bestehen der Partnerschaft einstimmen konnte. Er umriss kurz die Geschichte dieser Partnerschaft, die einen ungewöhnlichen Hintergrund hat: Im Mittelalter ließ ein Hildesheimer Bischof auf der Durchreise in Pavia die Gebeine des heiligen Epiphanius mitgehen, die seitdem in einem kostbaren Schrein im Mariendom liegen. Nur der Schädel des Heiligen blieb in Pavia, wo er in der San-Francesco-Kirche aufbewahrt wird. Iacovozzi berichtete von Begegnungen auf politischer und menschlicher Ebene, von Schüleraustausch und Reisen Hildesheimer Chöre.
Hildesheims Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer und der italienische Generalkonsul Dr. Giorgio Taborri waren sich in dem Gedanken einig, dass Städtepartnerschaften wie diese ein wichtiger Beitrag zum Zusammenwachsen Europas seien. Die lange Friedenszeit, die der Kontinent erlebt habe, sei keine Selbstverständlichkeit, sagte Meyer. Raffaella Piazzardi von der Stiftung für die Entwicklung des Oltrepo stellte einen gerade erschienenen Reiseführer vor, der – in italienischer Sprache – viele Informationen über die Region bietet.
Aus erster Hand wird sich dort jetzt eine Besuchergruppe aus Hildesheim informieren: Bernd Galland vom Ornithologischen Verein und andere Naturfreunde erkunden den Oltrepò und seine Tier- und Pflanzenwelt. Betreut werden die Hildesheimer von Enzo Iacovozzi und dem Team des Botanischen Gartens der Partnerstadt Pavia. Man freue sich besonders, berichtete Galland, darauf, die einzigartige Flusslandschaft des Ticino zu erkunden. Die bildet, nur wenige Kilometer von der Millionenmetropole Mailand entfernt, eine der größten Flusslandschaft-Naturschutzgebiete Europas. Galland wies darauf hin, dass man im Raum Pavia sowohl die Pflanzenwelt des Hochgebirges wie die der Po-Ebene kennenlernen könne.
Musikalisch begleitet wurde der Abend von dem Schauspieler Davide Ferrari und dem Musiker Giacomo de Barbieri. Sie trugen nicht nur traditionelle Musik der Region vor, sondern brachten den Besuchern viele Aspekte ihrer Kultur nahe. Das reichte von der reich gegliederten Landschaft („die größte, reichste und kreativste Cantina der Lombardei“), oder über das von Mariano Dallapé mitgebrachte Musikinstrument „Fisarmonica“ (Akkordeon), das im nach ihm benannten Museum von Stradella ausgestellt ist, bis zur Erinnerung an den berühmten Radrennfahrer Fausto Coppi. Zum Schluss ein Geschenk von Davide Ferrari an das Publikum, Raum verdunkeln, Atmosphäre schaffen, leise Musik, Davide Ferrari liest uns – zunächst auf Deutsch, dann auf italienisch – ein Gedicht von Giacomo Leopardi: „L´infinito“ (Unendlichkeit).
Klar, dass die Besucher zum Abschluss die Produkte des Oltrepò Pavese genießen konnten, Wein, Käse, Gebäck und natürlich Salami. Vielleicht ein Anlass, Oltrepò Pavese persönlich kennenzulernen. Zumal Pavia verkehrsgünstig zwischen den oberitalienischen Seen, Ligurien, Piemont und auch Mailand liegt.
(Text: Peter Hartmann, Foto: Cav. Enzo Iacovozzi)