Die Kehrseite des Massentourismus in Italien

Die Kehrseite des Massentourismus in Italien

Italien will Maßnahmen ergreifen, um den Massentourismus in bestimmten Städten und Regionen einzudämmen. Im Jahr 2023, so die Statistik, waren so viele Touristen in Italien wie nie zuvor. Laut der HAZ vom 11.11.2024 gab es 2023 ca. 134 Mill. Urlauberankünfte mit etwas mehr als 451 Mill. Übernachtungen. Neben den Einwohnern und Alteingesessenen sind auch die Touristen die Leidtragenden. Ich habe es selbst hautnah erlebt, vor gut einem Monat, am Golf von Neapel. Schon die Altstadt von Neapel, insbesondere die Spaccanapoli, war derart überfüllt, dass wir Mühe hatten, dort hindurch zu kommen. Unsere Reiseleiterin sagte, Neapel sei gerade eine sehr angesagte Stadt, besonders bei jungen Leuten. Anfang der 2000er Jahre war ich mehrmals in Neapel und habe glücklicherweise damals einen anderen, entspannteren Eindruck gehabt.

Auch Pompeji will zukünftig den Besucherzustrom begrenzen, auf 20.000 Besucher täglich. Im Sommer 2024 wurden 4 Mill. Besucher gezählt, in der Spitze 36.000 an einem Tag. So soll es ab dem 15.11.24 personalisierte Eintrittskarten geben und in der Hochsaison Eintrittskarten mit Zeitfenster. Es gilt, vorrangig, das UNESCO–Weltkulturerbe in seiner Zerbrechlichkeit zu schützen, um es noch lange zu erhalten. Zwar ist das Gelände in Pompeji weitläufig und die Besucher verteilen sich einigermaßen, doch auch im Oktober gab es an manchen Stellen Einlassbegrenzungen.

Vom Besuch mancher Orte am Golf von Neapel wurde sogar abgeraten, z.B. Positano. Auch Amalfi darf per Bus nicht mehr angefahren werden. Ein sehr negatives Beispiel auf meiner Reise war der Besuch der Insel Capri. Menschenmassen am Eingang zur Standseilbahn, denn auf Capri kommt ca. alle 10 Minuten eine Fähre an. So gibt es in Spitzenzeiten lange Wartezeiten, bis man in der Funiculare für die 3minütige Fahrt einen Platz bekommt, um dann an der Piazzetta auszusteigen, die aber, wie soll es anders sein, ebenfalls sehr voll ist und so ist es fast überall auf der Insel. Um die Fähre für die Rückfahrt rechtzeitig zu erreichen, heißt es, wieder lange anstehen an der Funiculare, um dann doch nicht auf die Fähre zu kommen, da diese leider überbucht ist. Zum Glück habe ich Capri vor 20 Jahren anders erlebt. Das behalte ich in guter Erinnerung. Unbedingt empfehlenswert ist aber eine Umrundung der Insel Capri per Schiff, dieses schöne Erlebnis nehme ich aktuell von Capri mit.

Nachdem Venedig bereits eine Art Eintrittsgeld von den Tagestouristen verlangt, will die Stadt Rom es dem gleichtun, z.B. am Trevi-Brunnen. Im Hinblick auf das Heilige Jahr 2025 werden Millionen von Besuchern erwartet. Mein Plan war eigentlich, 2025 nach Rom zu fahren, da ich schon 1975 und auch im Jahr 2000 zum Heiligen Jahr dort gewesen bin. Von einer Reise im nächsten Jahr werde ich wohl aber absehen.

Die Stadt Florenz erhebt eine Art Kurtaxe, zwischen 4,50 und 8,00 €, um damit die Besucherzahl einzudämmen. Auf einen Einwohner kommen hier etwa 13 Besucher. In Venedig sind es sogar 21.

Italien ist nun mal ein beliebtes Urlaubsland, besonders bei uns Deutschen. Die hohe Anzahl an Kulturschätzen macht Italien zu einem begehrten Reiseziel. Hinzu kommt, dass viele Kreuzfahrtschiffe in den italienischen Häfen anlegen. Dies erklärt u. a. auch die hohe Anzahl an Besuchern in den touristisch attraktiven Gebieten, wie Venedig, Rom, Pompeji, der Amalfi – Küste, Florenz und der Toskana, oder auch den Cinque Terre.

Der Tourismus ist zwar eine wichtige Einnahmequelle für Italien, ist aber Fluch und Segen zugleich. Wohnraum wird knapp und für die Einheimischen, wie z.B. in Venedig und Florenz, unbezahlbar. Einige Statistiken gehen davon aus, dass z.B. in Florenz im Zentrum ca. 30% der Wohnungen über Airbnb angeboten werden.

Wie soll sich der einzelne Tourist nun verhalten, denn er ist ja Teil des Ganzen? Früher hieß es, in der Nebensaison zu fahren, aber mittlerweile gibt es diese mancherorts gar nicht mehr.

Meine diesjährige, einwöchige Reise hat mir jedenfalls die Augen geöffnet. Denn eigentlich soll das Reisen ja Freude machen, an manchen Besichtigungspunkten war da doch bei mir mehr Frust als Lust. Vor zwei Jahren war ich in Apulien, einer weniger überlaufenen Region Italiens – noch. Die Reise war wesentlich entspannter und ich erinnere mich so gerne daran. (Cornelia Graen)

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