Lyrikecke
Vor den Toren
Der Mauern mächtige, verfallene Reste
sind mit Jasmin und Efeu überzogen.
Die Türme stehn, doch schleicht um ihre Bogen
der Wind so müd wie nach dem Erntefeste.
Nur Kinder laufen hier, verspielte Gäste.
Das Drohn der Quadern ist in Nichts verflogen,
wo sie mit leichtem Schritt vorbeigezogen.
Florenz versank, die mächtige und beste.
Doch manchmal tastet eines von den Kleinen
in tiefer Ahnung an den Steinen
und steht und lauscht und will nicht weitergehen.
In seinen Augen steigt ein Widerscheinen
von großen Menschenwerken, hier geschehen.
Die Kunde traf’s. Läßt es sie auferstehen?
Gottfried Kapp (1897 – 1938)
Ausgewählt von Wolfgang Gerster