Lyrikecke
Was soll mir fürder dieser Norden
Was soll mir fürder dieser Norden
Mit seinen trivialen Horden?
Was Schönes auch sein Schoß erzeugt, –
Es stirbt verbittert und gebeugt.
Was will die Kunst mit ihrem Buhlen?
Des Wissens eitler Zank in Schulen?
Was soll die Habgier und die Not?
Neun Zehnteil lägen besser tot!
Und dieses Busens letztes Glühen
Soll sich im Stillen hier versprühen?
Hervor mein Stab und Wanderhut,
es wird noch „alles, alles gut“!
O nimm, du heißgeliebter Süden!
Den Fremdling auf, den Wandermüden!
Erfülle seine Seele ganz
Mit deinem heitern Sonnenglanz!
Laß rings um ihn den Wunderreigen
Der alten Götter leuchtend steigen,
Zeig ihm aus alt- und neuer Zeit
Gestalten voll Unsterblichkeit!
Laß ihn dein Volk, laß deine Frauen
In abendlichem Tanze schauen!
Mit aller Schönheit Zauberwein
Schläfre die bange Seele ein!
Jacob Burckhardt (1818-1897)
Ausgewählt von Wolfgang Gerster